T6A2/B6A2
Die LVB strebten in den 1980er Jahren an, mit dem von ÄŒKD projektierten Typ KT6 die restlichen Zweiachser und Gothagelenkwagen des Typs G4 zu ersetzen. Da der Bau dieser Fahrzeuge aber nicht zustande kam, griffen die LVB zur Zeitüberbrückung vorerst auf die Fahrzeuge der Typen T6A2 und B6A2 zurück.
Nachdem er auf einer Messe in Brno präsentiert wurde, erreichte am 20. Oktober 1988 der erste Triebwagen des Typs T6A2 Leipzig bzw. HwH – als einziges aller nach Leipzig gelieferten Tatrafahrzeuge – in der typischen ÄŒKD-Farbgebung rot/weiß. Gleichzeitig war dieser Triebwagen, welcher in Leipzig die Wagennummer 1001 erhielt, der 4000. Tatrawagen, der von der ÄŒSSR an die DDR geliefert wurde. Da die rot/weiße Farbgebung in Leipzig sehr unbeliebt war, wurde der Tw 1001 noch vor seiner ersten Probefahrt weiß umlackiert. Am 26. Januar 1989 traf der zweite Triebwagen (Tw 1002) ein, der am 2. Februar desselben Jahres von einem entsprechenden Beiwagen des Typs B6A2 (Bw 801) gefolgt wurde. Beide Fahrzeuge trugen bereits die neue Leipziger Farbgebung olympiablau/elfenbein, in die der Tw 1001 am 17. Februar 1989 in HwH umlackiert wurde. Alle drei Fahrzeuge erhielten eine Sonderausstattung für die Stadtrundfahrt, die Polstersitze sowie einen textilen Fußbodenbelag, aber auch eine veränderte Wandgestaltung beinhaltete. Mit dieser Sonderausstattung – von den Sitzen abgesehen - sind diese Fahrzeuge bis heute erhalten geblieben.
Nachdem die Fahrzeuge zur Frühjahrsmesse 1989 präsentiert wurden, begannen am 16. März 1989 bzw. zum zweiten Mal im September desselben Jahres die neu eingeführten Stadtrundfahrten mit der Straßenbahn, für welche die neuen Fahrzeuge als Sonderlinge im Wagenpark vorgesehen waren. Leider blieb aufgrund eines fehlenden Marketings der Erfolg der Stadtrundfahrt aus, so dass die Stadtrundfahrten in der Regel ausfielen und ab Oktober 1989 gänzlich aufgegeben wurden. Somit waren die Wagen Nr. 1001, 1002 und 801 vorerst nur im Rahmen von Dienst-, Fahrschul- und Sonderfahrten im Einsatz zu erleben. Während der Bw 801 schon nach einem Umbau des Fahrgastraums im Jahr 1990 in den Linieneinsatz gelangte, folgten der Tw 1002 am 31. Juli 1992 sowie der Tw 1001 am 16. Juli 1993. Dabei wurde Tw 1001 zwischenzeitlich sogar versuchsweise mit einer Matrixanzeige ausgestattet, die aber schnell wieder einem modernen Zielfilm wich.
Noch im Jahr 1989 folgten für den Linieneinsatz zwölf Triebwagen sowie vier Beiwagen. Diese Fahrzeuge gelangten am 14. Februar 1990 erstmalig in den Linieneinsatz, wobei sie ihre Premiere auf Linie 21 (Eutritzsch – Probstheida) erlebten. Ab dem 22. April 1990 wurden diese Fahrzeuge schwerpunktmäßig auf Linie 16 (Wiederitzsch – Lößnig) eingesetzt, womit aufgrund des für Leipzig neuen Rückfahrschalters der Rangierposten im Gleisdreieck Wiederitzsch aufgelassen werden konnte. Zum Anfang des Jahres 1991 gelangten 14 weitere Triebwagen sowie neun weitere Beiwagen nach Leipzig. Diese Fahrzeuge kamen ebenfalls schnell nach ihrer Inbetriebnahme in den Linieneinsatz und wurden wie ihre Kollegen aus der 1989er-Serie im Straßenbahnhof Wittenberger Straße beheimatet.
Mit den nur manuell bedienbaren Zielfilmen sowie den Plastesitzen waren die Fahrzeuge, obwohl technisch und von der Wagenform her zeitlos modern, den nach der Wende gewachsenen Ansprüchen nicht mehr gewachsen. Da eine große Modernisierung dieser Wagen als nicht notwendig erachtet wurde, gelangten alle 28 Triebwagen und 14 Beiwagen im Jahr 1993 zu einer kleinen Modernisierung, in deren Rahmen sie neue Drehgestellrahmen mit Megi-Primärfederung, eine Haltestellenansage und –anzeige, neue teilweise bepolsterte GFK-Sitze sowie einen automatischen Ziel- und Linienfilm erhielten. In diesen teilweise modernisierten, aber dennoch beinahe originalen Zustand waren alle Triebwagen bis zum Schluss im Einsatz anzutreffen. Lediglich die 14 Beiwagen wurden aufgrund ihres schlechten Zustandes vom 20. Juni bis 31. Juli 2002 einer kleinen Erfrischungskur unterzogen, in deren Rahmen sie neue Fensterscheiben mit Klappfenstern, eine neue Wandgestaltung im Fahrgastraum, neue Sitze sowie eine Videoüberwachung im Fahrgastraum erhielten. Während der Hauptuntersuchung aller Fahrzeuge in den Jahren 1997 bis 1999 verloren die T6A2 und B6A2 ihre originale olympiablau/elfenbeine Farbgebung zu Gunsten der im Jahr 1997 neu eingeführten, inzwischen auch nicht mehr aktuellen blau/gelben Farbgebung.
Nachdem auf der Linie 16 fast nur noch die ebenfalls mit Rückfahrschaltern ausgerüsteten NGT8 eingesetzt wurden, wurden zum 26. Mai 1995 alle Fahrzeuge der Typen T6A2 und B6A2 vom Straßenbahnhof Wittenberger Straße zum Straßenbahnhof Angerbrücke umbeheimatet, von wo aus sie auf allen Kursen der Linie 4 (Stötteritz – Knautkleeberg) sowie auf den nach Knautkleeberg fahrenden Kursen der Linie 3 (Sommerfeld – Großzschocher – Knautkleeberg) zum Einsatz gelangten – nun nach ihrer „Wittenberger Zeit“, in der sie größtenteils als Beiwagenzug oder Doppeltraktion fuhren, als Großzug. Damit konnte auch der Rangierposten im Gleisdreieck Knautkleeberg ersetzt werden. Nachdem die modernisierten Fahrzeuge der Typen T4D und B4D mit den Heckführerständen nachgerüstet worden waren und ebenfalls auf den Kursen der Linien 3 und 4 eingesetzt werden konnten, gelangten die T6A2 und B6A2 ab dem Jahr 1998 auf allen Kursen des Straßenbahnhofs Angerbrücke freizügig zum Einsatz, wobei sie recht häufig auf den Linien 2, 3, 4, 13, 15, 17 und 27 angetroffen werden konnten. Während dieser Zeit waren diese Wagen in allen Zugformationen im Einsatz. Mit der Einführung des neuen Liniennetzes am 27. Mai 2001 kamen die T6A2 und B6A2 fast ausschließlich auf der Linie 1 (Mockau – Schönefeld – Lausen) als Großzug oder Zweiwagenzug zum Einsatz. Erst etwa zwei Jahre später waren diese Wagen auch auf der Linie 3 anzutreffen. Gelegentlich fand man diese Fahrzeuge aber auch auf den Linien 2, 7, 8, 13, 14 und 15. Nachdem der Straßenbahnhof Wittenberger Straße am 25. Februar 2007 alle Kurse der Linie 1 zugeteilt bekam, gelangten die T6A2 und B6A2 vorwiegend auf den vom Straßenbahnhof Angerbrücke gefahrenen Kursen der Linien 3 und 8 zum Einsatz.
Nachdem der Bw 803 nach einem Unfallschaden bereits im Sommer 2006 abgestellt werden musste, folgten zum Ende desselben Jahres die nächsten Fahrzeuge, die durch die Lieferung weiterer Niederflurgelenktriebwagen der Typen NGT12 und NGT6 „Leoliner“ nicht mehr benötigt wurden. Extra für den Tw 1001 und den Bw 801 wurde am 31. Dezember 2006 vom „Leipziger Freundeskreis Nahverkehr“ e.V. eine Abschiedssonderfahrt organisiert, in deren Rahmen noch einmal die Route der früheren Stadtrundfahrt mit den früheren Stadtrundfahrtfahrzeugen im aktuellen Zustand abgefahren wurde. Dieser Sonderfahrt schlossen sich zahlreiche weitere Sonderfahrten an.
Zum Beginn der sächsischen Sommerferien am 23. Juli 2007 wurden alle Fahrzeuge der Typen T6A2 und B6A2, ausgenommen die Tw 1023, 1024, 1025 und 1028 sowie die Bw 812 und 814, abgestellt. Die genannten Fahrzeuge befanden sich ebenfalls vom 21. Juli bis einschließlich 2. September 2007 nicht im Linieneinsatz, aber gelangten ab dem 3. September 2007 mit dem Beginn des neuen sächsischen Schuljahres in den Einsatz auf den Linien 8 und 14 zurück. Von da an waren diese Fahrzeuge von Montag bis Freitag noch einmal gelegentlich im Linieneinsatz zu erleben. Nachdem am 30. September 2007 eine vom „Leipziger Freundeskreis Nahverkehr“ e.V. organisierte Abschiedssonderfahrt mit allen noch betriebsfähigen Fahrzeugen dieses Typs als Großzug stattgefunden hatte, fand am 30. November 2007 unter reger Anteilnahme der Leipziger Straßenbahnfreunde, Straßenbahnfahrer sowie den Managern und Leitern der LVB der letzte Linieneinsatz statt. An diesem Tag kamen die mit einer Girlande sowie einem Abschiedsschild versehenen Einheiten 1025+1024 sowie 1028+814 auf je einem Kurs der Linie 8 zum Einsatz. Anschließend wurden auch diese noch im Einsatzbestand befindlichen Fahrzeuge auf der Freiabstellfläche des Straßenbahnhofs Paunsdorf abgestellt.
Gründe für die Abstellung der Fahrzeuge trotz ihres vergleichsweise jungen Alters war ihr Status als Minderheit im Wagenpark mit einer eigenen elektrischen Ausrüstung. Hinzu kam der hausgemachte schlechte Pflegezustand der Fahrzeuge. Alle T6A2 und B6A2 wurden in Anbetracht der inzwischen beendeten Leasingverträge auf der Freiabstellfläche des Straßenbahnhofs Paunsdorf in ihrem letzten Einsatzzustand abgestellt, später fand man sie auch auf den Betriebshöfen Dölitz und Paunsdorf wieder. Ende März 2011 wurden die Tw 1002 bis 1028 und Bw 802 bis 814 nach HwH gebracht, wo sie Anfang April 2011 verschrottet wurden. Die verbliebenen Fahrzeuge (Tw 1001 und Bw 801) gehören zum Bestand der historischen betriebsunfähigen Fahrzeuge und sind im Betriebshof Wittenberger Straße hinterstellt. Über eine mögliche Wiederinbetriebnahme wird derzeit diskutiert.
Fahrzeugtabelle Triebwagen T6A2 - LVB Typ 35
LVB-Typ | 35 |
Serie | 1001-1028 |
Hersteller | CKD Praha |
Baujahr | 1988-1990 |
Spurweite | 1458 mm |
Länge | 14,50 m |
Länge über Kupplung | 15,34 m |
Breite | 2,20 m |
Höhe über Dachaufbauten | 3,47 m |
Fußbodenhöhe über Schienenoberkante | 90 cm |
Trittstufenhöhe über Schienenoberkante | 48,5 cm |
Leergewicht | 18300 kg (18,3t) |
Sitzplätze | 28 / 35 |
Stehplätze | 49 / 0 |
Antrieb | Thyristor |
Motorleistung | 4 x 43 kW |
Motorentyp | TE 023 H |
Höchstgeschwindigkeit | 55 km/h |
Fahrzeugtabelle Triebwagen B6A2 - LVB Typ 67
LVB-Typ | 67 |
Serie | 801-814 |
Hersteller | CKD Praha |
Baujahr | 1988-1990 |
Spurweite | 1458 mm |
Länge über Kupplung | 15,34 m |
Länge | 14,50 m |
Breite | 2,20 m |
Masse | 14,3 t |
Fußbodenhöhe | 900 mm |
Sitzplätze | 29 / 42 |
Stehplätze | 55 / 0 |
Text S. Naumann
Fahrzeugtabellen R.Güttner